RE: Dies und das für jeden was

#346 von petias , 26.07.2024 12:03

Wolfgang Ambros in Rödental (bei Coburg)

Zwickts me, i glab i dram!
Was für ein Donnerstag war das doch gestern!
Um 7 Uhr aufstehen, ein paar Pflanzen wässern, Katzen füttern. Eine Email schreiben, das Konto überprüfen - ist wieder mal knapp diesen Monat und wer weiß ...
Diesmal eine Überraschung der anderen Art. Der Stromkonzern hat die Abrechnung geschickt. Gut 900 Euro Rückerstattung!
Um 8:30 Uhr bin ich mit dem Heurechen bei Utes "hängenden Gärten" zum weiter Mähen und das gestern Gemähte wenden.


Ich glaube die Bilder können nicht vermitteln, wie steil und bucklig das da ist. Eine echte Herausforderung für Kreiselmäher, Bedienpersonal (mich) und Ute, die mit der Motorsense das mäht, was mit dem Kreiselmäher beim besten Willen nicht machbar ist.

Mein neuer Hausarzt ruft an. Dabei hat der zwei Wochen Urlaub. Er hätte doch versprochen, mir die Laborwerte des Routine-Check-Ups zu übermitteln, falls etwas Signifikantes gefunden würde. Mir wird noch etwas heißer.
"Sie hatten mich doch gebeten, zusätzlich zum Standard die Spiegel für B12 und Folsäure zu überprüfen, weil sie doch Vegetarier sind. Der Folsäurewert ist etwas niedrig, sie sollten das supplementieren. Die anderen Werte sind alle gut."
Na dann, schönen Urlaub noch. - Was für ein Service!
Also wieder! Die Folsäure (lateinisch folium das Blatt) ist in grünen Blättern und Erbsen, in Hefen in Getreidekeimen und in Kleie.
Auch wenn ich kaum mehr Getreide esse, zumindest keines, das Gluten enthält, sollte ich ausreichend versorgt sein. Aber immer wieder schient das zu fehlen? Da muss ich mal nachforschen. Aber, dass sonst nichts ist, ist schon mal gut.

Um 13 Uhr bin ich bei Utes Hängen fertig. Ich gehe heim, esse was - es gibt u.A. frische Erbsen aus dem Garten (auch wegen der Folsäure), füttere die Schafe, hole die Wäsche rein und versorge sie. Dann duschen und anziehen.
Um 17 Uhr treffe ich mich mit Bruno, mit dessen Auto wir nach Rödental fahren. Er hat derzeit keinen Führerschein, ich fahre. Unterwegs sammeln wir noch seinen Onkel, seine Schwester und deren Freund ein. Alle haben Karten für das Wolfgang Ambros Konzert. Für den 79 Jährigen Onkel ist die ein Geschenk von Bruno.

Obwohl wir fast zwei Stunden früher dran sind, sind schon Leute da. Es gibt freie Platzwahl, also - wer zuerst kommt, hat die beste Auswahl.



Die "Domäne" ist ein schöner grüner Innenhof mit Platz für gut 1000 Leute.



pünktlich um 20 Uhr kommt der Meister hereingewackelt auf seinen dünnen Beinchen, gestützt von seinen Mitmusikern. Er setzt sich sofort hin, zieht die Füße auf den unteren Rand des Sessels hoch.
Die Stimme ist etwas brüchig, klingt nach Rauch und Whisky. Ich habe Bedenken, ob sie durchhält durch seine Lieder, die er präsentieren will. "Mir hamm vui vor", verkündet er durchs Mikro. Meine Furcht war unbegründet. Die Stimme hält durch, und der Besitzer auch - irgendwie!



Zwischen den Liedern gibt es kleine Geschichten. Sie sind etwas abgehakt und umständlich entwickelt, manchmal hat man Angst, er wisse nicht mehr weiter, fühlt sich kurz an Biden erinnert, aber dann bekommt er doch noch ganz passabel den Bogen.

Dabei ist er nicht wirklich alt. Er ist - am 19. März 1952 in Wien geboren - gerade mal 1 Monat und 1 Tag älter als ich. Er kann also gar nicht alt sein, sonst wäre ich es auch!

Sein erstes Lied komponierte er mit 19. Er hat es vorgespielt und gesungen. Ein Liebeslied.
Bekannt wurde er auch schon mit 19, allerdings nicht mit seinem eigenen Lied. Er landete mit dem von Joesi Prokopetz geschriebenen Song "Da Hofa" einen langwöchigen Nummer 1 Hit in Österreich.

Jeder kennt wohl den 1975 herausgekommenen Song "Zwickt’s mi". Der wurde auch gespielt. Das ganze Publikum sang mit. Ebenso wie bei "Schie foan" und so manchen anderen seiner großen Hits.





Die Stimmung war gut. Alle, soweit ich das sehen konnte, waren gut drauf. Die Zugabe - Prozedur wurde nochmal spannend. Ambros tat eine Weile so, als wollte er aufstehen, die beiden Begleitmusiker taten es, dann blieb er doch sitzen, und die anderen setzten sich wieder hin.

Ich dachte, wenn er wirklich geht, dann ist Schluss. Und dann stand er tatsächlich mühsam auf und humpelte mit dem Oberkörper weit nach vorn gebeugt, aber selbstständig von der Bühne. Die anderen Beiden gingen auch. Minutenlanges Klatschen, Pfeifen und Rufen. Schließlich kamen die beiden Begleitmusiker wieder auf die Bühne und bereiteten eine weiter Zugabe vor. Ohne den Meister? - Nein! der stakste im letzten Moment noch auf zwei Krücken auf die Bühne und nahm auf seinem Hocker platz.

Der letzte Tirel war "Schie foan". "Schie foan is des Leiwandsde, wos ma se nur vurstölln kaaan!" - Lang, lang is her!

Bruno und ich waren uns einig. Wir würden gerne eine Aufführung des "Der Watzman ruft" hören, Ein Stück, das Wolfgang Ambros zusammen mit Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz geschrieben hat und gelegentlich aufführt. Aber es gibt Streit zwischen den Dreien.

Um 24 Uhr waren wir wieder zuhause. Ein runder Tag!


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RE: Dies und das für jeden was

#347 von petias , 29.07.2024 10:26

Auf'm Land, da is nix los!

Im Schnitt so zweimal die Woche fahre ich nach Steinheid. Das ist ein anderes Dorf, das in das Städtchen Neuhaus am Rennweg (der Rennsteig heißt hier Rennweg) eingemeindet worden ist. Auch wenn Lichte (Lichthügel) und Steinheid auf der Bundesstraße 12 km auseinanderliegen gehören beide zur selben Gemeinde. In Steinheid wohnt die Angelika mit ihren Pferden und Hunden und mein Sohn mit seiner Familie.
Im Sommer fahre ich gerne mit dem Rad. Die Busverbindung ist recht mühsam. Von Lichte nach Neuhaus verkehrt eine andere Linie als von Neuhaus nach Steinheid. Oft muss ich, beim Hin- oder Zurückfahren eine Teilstrecke laufen, weil der Anschlussbus erst Stunden später oder an diesem Tag gar nicht mehr geht.
So ist Die Strecke mit dem Rad zu fahren eine gute Idee aber auch eine kleine Herausforderung, denn es ist bergiges Gelände. Ich benutze ein Trecking Rad mit Kettenschaltung. Ein E-Bike gibt es frühestens zu meinem 111. Geburtstag.
Wenn ich nicht extrem knapp bin mit der Zeit, meide ich die Bundesstraße mit ihren Holz-Last-Zügen und fahre durch Wald und Flur.

Gleich hinterm Haus des Lichthügels endet die Teerstraße. Danach führt ein holpriger und teils steiler Wald- und Wiesenweg weiter.






jetzt bin ich schon fast in Neuhaus. Das Sackgassen Schild ist gelogen.


früher versperrten zwei Steinbrocken für Autos den Weg. Aber zwei kräftige Passanten haben die wohl einfach zur Seite gerollt. Seither ist von der Stadtverwaltung niemand mehr vorbeigekommen!


ein paar Meter weiter bin ich schon mitten in der Stadt. Normalerweise bleibe ich auf den Feldwegen, aber heute muss ich für Enkel Oli was besorgen. Also erst mal zur Bank.


Dann durch den Stadtpark zu einem Einkaufszentrum.


Der örtliche Rewe hat unter der Woche sogar bis 22 Uhr offen. Und dabei singt der Bruno immer bei seinen Veranstaltungen: "Auf'm Land, da is nix los!"

Vielleicht liegt es daran, quasi als Kompensation, ein kleiner Auszug aus Google:
"Die Stadt liegt im Thüringer Schiefergebirge, unmittelbar am Rennsteig. Neuhaus ist einer der höchstgelegenen Orte Thüringens. Als Neuhaus Kreisstadt war, galt es als höchstgelegene Kreisstadt der DDR. Der Teil südlich des Rennsteiges wird zur Steinach und damit zum Rhein entwässert, während der nördliche Teil im Einzugsgebiet der Schwarza bzw. der Elbe liegt."

"Das Klima in Neuhaus ist sehr rau mit sehr schneereichen Wintern und kalten, feuchten Sommern. Der Ort hält seit Mai 1996 mit 242 Stunden (zehn Tagen) den deutschen Rekord der längsten durchgängigen Nebelperiode."


tatsächlich wird der Ruf als Nebelloch nur vom etwa gleich hoch gelegenem Steinheid streitig gemacht. Ich kenne Leute, die vom 850 Meter hoch gelegenem Neuhaus in das 600 Meter Hoch gelegenen Lichte gezogen sind, um aus dem Nebel zu kommen. Der Lichthügel liegt von 640 Meter über n.N. (Haus) bis 670 Meter über n.N. (obere Wiese)
Das von Lichte 30 km entfernte Saalfeld liegt nochmal 200 Meter tiefer. Da herrscht gefühlt schon fast mediterranes Klima. Bevor uns im Städtchen Neuhaus die Klimaerwärmung schreckt, sind die umliegenden Lande längst zur Wüste geworden!


Ich muss zum benachbarten Rossmann.


gleich dahinter bin ich schon wieder auf dem Rennsteig.

solche und ähnliche Schutzhütten gibt es da überall. Ich bin mittlerweile schon geübt darin, auf Tischen und Bänken, die z.T. nur 40 cm breit sind mit einer kleinen Isomatte als Unterlage recht komfortabel zu schlafen.



Mittlerweile weiß ich, wann ich den Rad-Rennsteig oder den Wander-Rennsteig benutzen muss und wann einen nicht zum Rennsteig gehörenden Weg, um mit möglichst geringen Höhenunterschieden und nicht so buckeligen Pisten ans Ziel zu kommen.
Im Sommer ist das eine feine Sache. Im Winter ist der Weg mit dem Rad unpassierbar. Manchmal auch zu Fuß. Liegt Schnee, sind Langlauf-Ski eine Alternative.
In die (große) Stadt ziehen wäre keine!


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RE: Dies und das für jeden was

#348 von fiatlucem , 29.07.2024 15:54

Zitat von petias im Beitrag #347
Ein E-Bike gibt es frühestens zu meinem 111. Geburtstag.


Der Mensch denkt, aber Gott lenkt!

Zitat von petias im Beitrag #347
Im Winter ist der Weg mit dem Rad unpassierbar. Manchmal auch zu Fuß. Liegt Schnee, sind Langlauf-Ski eine Alternative.
In die (große) Stadt ziehen wäre keine!


oder ein eigenes Auto!

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RE: Dies und das für jeden was

#349 von petias , 29.07.2024 22:10

hallo fiatlucem,

Zitat von fiatlucem im Beitrag #348
Der Mensch denkt, aber Gott lenkt!



wer oder was da lenkt, keine Ahnung. Sicher ist nur, dass wir Menschlein keine Ahnung haben, was uns wann umbringt. Es kann jeden Moment passieren. Aber sich hinsetzen und auf den Tod zu warten, wäre vergeudete Lebenszeit. Also ist es schon in Ordnung, Pläne zu machen. Besonders wenn man sich dessen bewusst ist, dass vielleicht nichts daraus wird. Der 111. (sprich "hundertelfzigste") Geburtstag ist eine Referenz an Bilbo Beutlin aus Herr der Ringe von John Ronald Reuel Tolkien. An seinem Hunderelfzigsten Geburtstag brach der in sein großes Abenteuer auf. Jetzt weilt er in den "ewigen Anfurten". Chapeau Bilbo!

Tot sein sollte keinen Schrecken haben. Entweder, alles ist aus, dann wäre da nichts, auch keine Wünsche, keine Hoffnung, kein Leiden - einfach NICHTS und alles ist gut. Geht es aber irgendwie weiter, dann auf zu neuen Abenteuern!

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

(Aus Stufen von Herrmann Hesse im Kriegsjahr 1941)

problematisch ist nur das Sterben. Davor kann man Angst haben. Vermutlich hat das jeder. Aber da gibt es einen Trost: Bisher hat es noch jeder geschafft!

Zitat von fiatlucem im Beitrag #348
oder ein eigenes Auto!

ja, aber das möchte ich nicht. Zu teuer, zu großer ökologischer Fußabdruck, zu große Abhängigkeit ...

Jedenfalls danke, für Deinen Beitrag!


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RE: Dies und das für jeden was

#350 von fiatlucem , 30.07.2024 09:49

Zitat von petias im Beitrag #349
Tot sein sollte keinen Schrecken haben. Entweder, alles ist aus, dann wäre da nichts, auch keine Wünsche, keine Hoffnung, kein Leiden - einfach NICHTS und alles ist gut. Geht es aber irgendwie weiter, dann auf zu neuen Abenteuern!


Es gäbe da noch die Möglichkeit der Vergeltung der Taten auf Erden im Jenseits, wie es z.B. die Christen glauben.

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RE: Dies und das für jeden was

#351 von Eule ( Gast ) , 30.07.2024 12:54

Zitat von fiatlucem im Beitrag #350
Zitat von petias im Beitrag #349
Tot sein sollte keinen Schrecken haben. Entweder, alles ist aus, dann wäre da nichts, auch keine Wünsche, keine Hoffnung, kein Leiden - einfach NICHTS und alles ist gut. Geht es aber irgendwie weiter, dann auf zu neuen Abenteuern!


Es gäbe da noch die Möglichkeit der Vergeltung der Taten auf Erden im Jenseits, wie es z.B. die Christen glauben.


...oder die Möglichkeit der Reinkarnation, was z.B. die Hinduisten glauben.

Alles Konstrukte spiritueller Führer zur Machterhaltung durch Instrumentalisierung menschlicher Ängste

Eule

RE: Dies und das für jeden was

#352 von petias , 30.07.2024 23:04

Zitat von fiatlucem im Beitrag #350
Es gäbe da noch die Möglichkeit der Vergeltung der Taten auf Erden im Jenseits, wie es z.B. die Christen glauben.


Zitat von Gast im Beitrag #351
...oder die Möglichkeit der Reinkarnation, was z.B. die Hinduisten glauben.

Alles Konstrukte spiritueller Führer zur Machterhaltung durch Instrumentalisierung menschlicher Ängste


Ich könnte es mir einfach machen und behaupten, beide Einwände fallen für mich schlichtweg unter "auf zu neuen Abenteuern".

Aber das wäre nicht ganz korrekt. Im Christentum gibt es immerhin die Drohung der ewigen Verdammnis in der Hölle. Davon könnte man sich durchaus fürchten. Aber ich sehe darin - wie Eule es klassifiziert hat - "ein Konstrukt spiritueller Führer zur Machterhaltung durch Instrumentalisierung menschlicher Ängste."

Oder mit meinen Worten ausgedrückt:
"Sünde, Schuld und Vergebung sind rein menschliche Instrumente zur Lenkung von Untertanen. Wer sich seiner Schuld bewusst ist, sich vor ewiger Verdammnis fürchtet und auf das ewige Leben hofft, der wird denen gerne zu Willen sein, die behaupten sie könnten, durch Sühne oder Ablasshandel, die Vergebung durch den Gott den Allmächtigen vermitteln."

"Wenn ein guter und allmächtiger Gott die Welt und uns Menschen geschaffen hat, dann kann das Geschaffene nichts Schlechtes enthalten. Und nie käme er auf die abartige Idee Wesen zu erzeugen, sie mit einem freien Willen und einem gesunden Misstrauen auszustatten, um sie mit ewigen Qualen und ewiger Verdammnis zu bedrohen, sollten sie nicht Propheten glauben, die von sich behaupten, Gott hätte sie gesandt. Das ist selbst nach menschlichen Maßstäben die kranke Idee eines Perversen und eines „lieben“ Gottes nicht würdig."

Dieses Zitate von mir stammen aus der Geschichte "Bedecke Deinen Himmel Zeus!"
Ich würde sie zum Thema Religion empfehlen (nochmal?) zu lesen..

Den Glauben an die Reinkarnation würde ich allerdings anders bewerten, als ein "Konstrukt zur Unterdrückung von Untertanen".
Hier noch ein Zitat aus der oben genannten Geschichte:
"Andere Religionen sind oft gnädiger mit den Sündern, als die heilige katholische Kirche, die sich die Liebe auf ihre Fahnen geschrieben hat. 70% der Menschheit glaubt selbst heute an die Wiedergeburt. Die karmische Schuld, die man in einem Leben auf sich geladen hat, kann in einem der nächsten getilgt werden. Zu den Zeiten, in denen die Kirche entstand, war dieser Glaube allgemein gültig. Den Mitgliedern der katholischen Kirche wurde dieser Trost im 5. Konzil von Konstantinopel (553 n. Christus) endgültig genommen. Dort wurde von den Kirchenführern beschlossen, bzw. bestätigt, dass dem Gläubigen nur ein Leben gegönnt wird. Man war der Ansicht, dass er dann gehorsamer wäre und eifriger, diese eine Chance nicht zu vertun."

Unter dem Aspekt der Angst vor dem Tod, was unser Ausgangspunkt war, ist zu unterscheiden, ob dem Reinkarnierten sein früheres Leben, seine früheren Leben bewusst ist/sind. Sind sie es nicht, enden sie subjektiv gesehen im großen NICHTS. Sind sie es, so ist es ein "Auf zu neuen Abenteuern"!


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RE: Dies und das für jeden was

#353 von petias , 02.08.2024 11:43

Der rassistische Schlächter vom Lichthügel

Vielleicht ahnt ihr es schon? Der rassistische Schlächter vom Lichthügel - das bin ich! Es geht darum allerdings nicht um Menschen, sondern um Schnecken! Warum rassistisch? Weil ich unterscheide zwischen Nacktschnecken, Tigerschnegel und Weinbergschnecken (Schnecken mit Gehäuse)!

Die Tigerschnegel lasse ich in Ruhe, störe ihre Kreise nicht. Ich habe mir sogar mal 7 Exemplare aus einer Züchtung in Österreich schicken lassen. Zwei waren bei Ankunft tot, die anderen fünf habe ich ausgesetzt. Die Exemplare, die ich heute, Jahre später finde, führe ich auf diese 5 Stammzwitter zurück, was vermutlich gar nicht stimmt! Sie sind Räuber und fressen andere Schnecken ja besser noch, deren Brut!

Die Weinbergschnecken kenne ich schon seit Kindertagen. Sie sind wie ich hier heimisch und ihr Fressschaden ist beträchtlich, aber nicht dramatisch. Die Großen werfe ich über den Gartenzaun, wo er denn in erreichbarer Entfernung ist. Das beim vorderen Garten betroffenen Nachbargrundstück ist seit zwei Jahren verwaist und ein Käufer scheint sich nicht finden zu wollen. Ob es an den Schnecken liegt?

Die Nacktschnecken, ob aus Spanien mit dem Gemüse eingewandert oder sonst wo her, die sind neu in unserem Lande. Ich will sie nicht haben. Das ist nicht persönlich. Im Grunde finde ich die Tierchen ganz possierlich. Aber es heißt sie oder ich - beziehungswiese unser Gemüse. Für einen Selbstversorger ist das zumindest theoretisch ein Existenzkampf. Gäbe es nicht die Rente und den Supermarkt - ich müsste verhungern, ließ ich sie gewähren!

Mit dem Problem habe ich schon seit Frühjahr zu tun. Aber diesen Artikel schreibe ich erst jetzt, denn ich wollte - auch wenn sie das Problem nicht annähernd vermitteln können - ein paar Bilder mitliefern. Aber dem Bildermachen stehen ein paar Widerstände entgegen. Morgens, im Tau oder noch schlimmer, wenn es Nachts geregnet hat, fange ich schon auf dem Weg von meiner Schlafhütte durch den vorderen Garten hinunter zum Haus an. Da führe ich kein Handy mit zum Fotographieren. Abends bei der letzten Schneckenrunde ist es meist schon dunkel. Und habe ich das Handy dabei, dann ist es ein reisen Aufwand, immer wieder den Schnecken-Schleim an einem Tuch abzuwischen, bevor ich das Handy anfassen kann ohne es zu verschleimen.
Gestern habe ich mich dazu durchgerungen!
Ich ging also zuerst zum Haus, alle Schleimmonster auf dem Weg tapfer ignorierend, mein Handy zu holen.


Schon vor der Haustüre wartet das erste Exemplar. Bei offener Tür oder offenem Badfenster habe ich die Monster auch schon mal im Haus!


so sieht es auf der Treppe aus, die zur Haustüre von der Straße kommend hoch führt.


kleine und zarte Pflanzen sind besonders gefährdet. Erdbeer- und Kohlrabi-Blätter fressen sie kaum. Da sind ihnen die Früchte lieber!


Die habe ich noch nie Pflanzen fressen gesehen. Sie sind zwar nicht richtig getigert, aber ich stufe sie als Tigerschnegel ein.


Den Monstern soll der Appetit gleich vergehen!


Die Schäden, die sie anrichten, sind enorm!


in Massen versuchen sie die Hochbeete zu erstürmen.


falsche Hausnummer! Ab in Nachbars Garten mit der Schneckenpost!




Das Glas ist voll, Deckel zu!


im hinteren Garten hat Christian eine Schneckensperre gebaut. Es ist wohl eher eine Schnecken-Autobahn! In dem Beet sind es besonders viele!


auch auf dem Weg sammle ich sie auf. Wo meint ihr, dass die hinrutschen?


Die Ernte für die Runde im vorderen Garten! (die rechten beiden Flaschen) Die linken beiden Gläser sind die Ernte von gestern. Die Tiere ersticken und gehen innerhalb von Stunden in Verwesung über. Übrig bleibt Schleim, flüssiger Schleim und Kadaver. So eine Flasche, wenn sie ganz voll ist, steht mächtig unter Druck. Wenn der Deckel ganz dicht ist, muss man aufpassen, dass einem die Kadaver nicht um die Ohren fliegen. Ein enormer Gestank!

Unmenschlich? Absolut! Ich habe schon darüber nachgedacht einen elektrischen Stuhl zu konstruieren, und die Tiere einzeln nach einer Gerichtsverhandlung zu exekutieren. Ist bei der Menge der Tiere nicht durchzuführen. Auch bei menschlichen Rassisten landen die Opfer schnell im Massenvernichtungslager und in den Gaskammern. Erschießungskommandos sind auch beliebt. Funktioniert alles nicht wirklich bei Schnecken.
In Garten-Zeitschriften kann man die Empfehlung lesen, die Tiere mit der Gartenschere im oberen Drittel zum Kopf hin einfach durchzuschneiden. Das ist mir zu langwierig und zu persönlich. Massenhinrichtungen verlangen Anonymität! Die Bekannten, die das Verfahren in ihren Gärten anwenden, haben dieses Jahr längst aufgegeben. Die Schnecken haben gewonnen! Ist alles abgefressen, ziehen sie auch wieder von alleine ab!

Schneckenkorn ist Gift und kommt mir nicht in den Garten. Außerdem tötet es unspezifisch vielerlei Getier, ob nützlich oder schädlich!
Über sie Salz zu streuen, nachdem sie in der Flasche sind, wird empfohlen. Ich halte das für nicht weniger grausam. Und was soll ich mit all dem Salz im Garten?

In den Anfängen meiner Gärtnerei auf dem Lichthügel habe ich die Flaschen beim Spaziergang mit in den Wald genommen und dort ausgeleert. Das begrenzt aber nicht die Schneckenpopulation und der Wald hat Probleme genug! Zudem wäre das bei den Mengen dieses Jahr eine ernste Herausforderung!

Während ich das schreibe, regnet es weiter. Unzählige Schleimmonster bedrohen bereits wieder unsere Ernte. Langsam sollte ich mich darauf einstellen, die zweite Schneckenrunde des Tages zu starten.

Was ist einfacher zu ertragen: Trockenheit und Wassermangel oder genug Regen und eine Schneckenplage? Manchmal ist es gar nicht so einfach, das Landleben, in einer globalen Welt im Klimawandel!


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RE: Dies und das für jeden was

#354 von petias , 04.08.2024 20:52

Ein Sonntag Anfang August 2024

In der Nacht hatte es immer wieder geregnet. Zweieinhalb Flaschen Schnecken und nasse Füße bedeutete das schon vor dem Betreten des Hauses. Nach einem weiteren Regen mache ich mich auf in den Garten.


Schnell versucht eine Schnecke noch durch das Badefenster, durch das sie eingedrungen war, wieder nach draußen zu flüchten.


Auch die Haustüre steht unter Attacke!

Aber diesmal soll es nicht um Schnecken gehen.


Im Gewächshaus gedeihen Gurken.


Täglich werden mehr Tomaten rot.


Noch haben die Schnecken den Kohl nicht komplett vernichtet. Besonders der Grünkohl sieht noch sehr intakt aus


Die Zucchini hat schon gut getragen. Aus den Blüten wachsen neuen Früchte.







Die letzten 9 Bilder zeigen mein Mischfrucht Experiment "Die drei Schwestern", die aus vielen Teilen der Welt bekannt sind. Erinnert ihr euch?
Ich habe Mais ausgepflanzt, den ich im Haus vorgezogen hatte. Darum herum habe ich verschiedenen Bohnensorten gepflanzt. Davor wachsen gekaufte Kürbispflanzen. Die wurden zweimal komplett von Schnecken gefressen. Erst beim dritten Versuch mit umwickelter Alufolie und noch häufigeren Schneckengängen kamen welche durch. Besonders die Saubohnen (Dicke Bohnen) sind sehr beeindruckend. Es gab auch noch Radieschen da (ein paar gehen in Samen) und Zwiebel. Die passen gut dazu. Bisher finde ich den Versuch recht gut gelungen, wenn auch der Mais etwas mehr Vorlauf gebraucht hätte. So müssen ein paar Stäbe helfen.


Die Kartoffeln sehen vom Kraut her gesehen ganz vielversprechend aus.


Das eigentliche Bohnenfeld dagegen ist eher mickerig!

[/url]
Trotzdem liefern die Feldbohnen und Erbsen alle paar Tage einen Ertrag der verarbeitet werden will. Heute Mittage gab es junge Erbsen und (noch) alte Kartoffeln. Sehr lecker!
Der Rest ging in die Gefriertruhe.


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Dies und das für jeden was

#355 von petias , 01.09.2024 14:30

Radtour

Die letzten Tage des August wollte ich für eine Radtour nutzen. Bewege ich mich ca. zwei Mal pro Woche zwischen Neuhaus und Steinheid für gut 6 km auf dem Rennsteig, Thüringens bekanntester Wanderweg, so kommt das Bedürfnis auf, ihn etwas weiter zu verfolgen. Vor Jahren war ich schon mal zu Fuß auf dem Rennsteig unterwegs. Diesmal sollte es mit dem Fahrrad sein.

Letztes Jahr, als ich mit einer Freundin auf dem Ilm-Radweg geradelt bin, habe ich sie in Ilmenau getroffen. Damals bin ich bis kurz vor Allzunah auf dem Rennsteig geradelt, wo der Ilm-Wanderweg auf den Rennsteig trifft.
Sommerfreuden
Das war ein harter Ritt, denn ich musste Mittags am Bahnhof Ilmenau sein, aber es war zu machen.

Diesmal startete ich erst um 17 Uhr in Steinheid, also war ein Stück des Weges von damals schon am Vormittag erledigt worden, und lies mich mal überraschen, wie weit ich vor dem Schlafen gehen noch kommen würde. Die Hütte "Eisfelder Ausspanne" war das Minimal-Ziel. Dort hatte ich bei meiner Rucksackwanderung am Rennsteig schon mal übernachtet. Aber ich hielt es nicht für unmöglich auch bis nach Allzunah zu fahren.


Um die Hütte herum an der "Eisfelder Ausspanne" hatte sich nicht viel verändert. Nur die vielen Mounten-Biker, die mit leichtem Gepäck von Hütte zu Hütte rasten und von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt dort Fotos machend, waren mir neu. Vermutlich sieht so das Geo-Caching heute aus.

Der Name "Ausspanne" hat nichts mit Ausspannen im Sinne von Erholung zu tun. Da geht es um das Ausspannen von Pferden, aber dazu später mehr.

Ich passierte den

Dreiherrenstein



eine Schutzhütte, in der sich schon ein Biker-Kollege für die Nacht eingerichtet hatte. Ich wollte nicht zu indiskret sein. Man sieht seine rote Isomatte auf dem Boden liegen. Er selbst hatte es sich auf einem Picknicktisch gegenüber der Hütte gemütlich gemacht und verbrachte die letzten hellen Stunden des Tages mit Lesen.


als ich den Masserberger Aussichtsturm passierte, dämmerte es schon. Der war längst abgesperrt. Vor Jahren auf meiner Rucksackwanderung hatte ich mich darin mal einsperren lassen, um dort zu übernachten. Dafür war es heute zu spät. Hätte ich auch nicht wiederholt. Ich wurde die ganze Nacht ein mulmiges Gefühl nicht los und hatte nicht besonders gut geschlafen.


Nicht allzu lange später traf ich auf diese Hütte. Der Wegweiser steht direkt daneben. In Neustadt am Rennsteig führt der Rennsteig mitten durchs Dorf am dortigen Nahkauf vorbei. Die einzige Stelle des mir bekannten Rennsteiges, wo der Wanderweg direkt an einem Supermarkt vorbei führt. Da wollte ich mich morgen mit noch etwas Proviant eindecken.
Für heute - Donnerstag Abend - taten es ein paar Nüsse und ein paar Trockenpflaumen. Lediglich eine Wanderin kam noch kurz vor der Dunkelheit vorbei, ich hatte sie vor einer halben Stunde überholt. Deren Rucksack war aber so klein, dass sie sicher nicht vorgehabt hatte, in der Hütte zu nächtigen. Sie ging auch nicht auf dem Rennsteig weiter, sondern offensichtlich zu der angekündigten Pension in Richtung Gießübel. (Wollen wir hoffen, dass es da nicht wieder übel gießt)

Ich bereitete mein Nachtlager auf dem Tisch und lief dann noch eine Weile in der Gegend um die Hütte herum, bis ich dann um 21 Uhr mich in den Schlafsack verkrümelte.
Um 9 Uhr weckte mich die Sonne - oder ein Radwanderer, der den Rennsteig aus der Richtung heraufkam, in die ich wollte. Er hatte in einer Hütte nicht weit weg geschlafen. Am Tag zuvor war er in Hörschel gestartet.




Die Bundeswehr Falt-Isomatte stabilisiert Rucksack oder Fahrrad-Packtasche, nimmt so nicht viel Platz ein ist aber eine gute Unterlage. Die kleine Thermarest Isomatte nimmt auch nicht viel Platz ein, zusammen sind sie fast so komfortabel wie mein Bett!

Der eiserne Vorrat aus Nüssen, Mais-Linsen-Keksen und Trockenpflaumen verführt nicht zum schlemmen, aber versorgt den Körper mit benötigten Nährstoffen.
Zum Waschen reicht das Wasser, das in der Flasche auf dem Bild fehlt. Zusammen mit einem Zipfel des Handtuches, oder einem Papiertaschentuch, wäscht man sich am ganzen Körper und fühlt sich wie geduscht. Müsst ihr mal ausprobieren.
Das ist Katzenwäsche? Ja! Aber Katzen sind sehr reinliche Tiere!


Bereit zum Aufbruch.


Der Nahkauf gegenüber der Steinkirche in Neustadt am Rennsteig versorgte mich wie geplant mit dem frischem Proviant des Tages. Beeren, Bananen, Saft und Wasser.


Das ist mal eine schöne Schutzhütte. Aber zu nahe an Neustadt. Da ist die Gefahr unerwünschter nächtlicher Besucher zu groß!


Allzunah war für gestern dann doch allzu fern. Aber ist eher unspektakulär.


Die Art Straßen-Kreuzung gefällt mir!

Die Nächste Station ist der Bahnhof Rennsteig.

Er kündigt sich schon mal durch diesen Holz-Bahnhof an.


Das ist jetzt das echte Ding. Am Wochenende in der Touristen-Saison verkehrt da ein Zug von Ilmenau herauf.
Auf dem Bahnsteig neben den Gleisen hatte ich schon mal mit Mitbewohner Christian übernachtet. Ich hatte ihn in einem Forum kennengelernt. Er kam mit Fahrrad im Flixbus nach Suhl, wo ich ihn mit dem Fahrrad abholte. Von Suhl herauf ist es ein recht anstrengender Anstieg. Da es schon dunkel wurde, und wir uns nicht auskannten, schliefen wir auf dem Bahnsteig dieses verwaisten Bahnhofs.


Erhellende Tafeln überall. Hier das berühmte Rennsteiglied!




Den Rennsteig, der ein Grenzweg vieler Staaten und Fürstentümer war, zieren viele Grenzsteine.


so z.B. sehen die aus.


Hier geht es zur "Suhler Ausspanne" ihr erinnert euch an die "Eisfelder Ausspanne"?


Grünzeug muss man nicht kaufen. Hier ein ganzer Wald voll leckerem Wald-Sauer-Klee!


ohne Worte!


Was hat der Bahnhof Oberhof hier zu suchen?
Eine peinliche Geschichte. Oberhof mit Ski-Leistungszentrum, Rennsteighaus etc. liegt auf dem Rennsteig. Der Bahnhof Oberhof aber nicht. Der lieg ca. 200 Höhenmeter tiefer. Noch tiefer liegt die Doppelstadt Zella-Mehlis. Und genau dorthin, vorbei am Bahnhof Oberhof, habe ich mich von einem gelben Rennsteig R in die Irre leiten lassen. Zugegeben, der Irre bin ich. Mir musste doch und war es im Grunde auch, klar sein, dass es auf dem Rennsteig, dem Höhenwanderweg, keine 300 Merter Gefälle geben kann und dass Zella-Mehlis nicht am Rennsteig liegt.
Das gelbe R - so habe ich auf die harte Tour erfahren, steht für Rennsteigleiter. Es führt in die Städte und interessanten Stellen hinab und wieder hinauf, die unterhalb des Rennsteigs liegen. Z.B. von der Suhler Ausspanne nach Suhl.
Mir wurde das dann kurz vor der Stadt klar, als ich so ein gelbes R mit der Aufschrift "Zum Rennsteig, 6.1 km" fand. Ich machte also kehrt und strampelte die 300 Höhenmeter wieder hinauf zum Rondell.


Das Denkmal erinnert an die Zeit in der DDR, 1981, als ein Windbruch mit folgendem Borkenkäferbefall den Thüringer Wald vernichtete. Da wurde ein gigantisches Aufforstungsprojekt gestartet, das die Fichtenmonokultur wieder aufbaute. Heute vernichten gigantische Holz-"Erntemaschinen" das Werk von damals!


Der Grenzadler (Oberhof)


Die Kaserne mit all den Winter-Sportlichen Soldaten.


so ein knorriges Kerlchen!


Ein Rennsteighaus. Davon gibt es 6 auf dem Rennsteig. Eines davon ist auch in Neuhaus, meiner Stadt. Da kann man zwischen 10 und 17 Uhr duschen, Fahrrad reparieren, Ski wachsen, Gepäck einstellen, Handy laden, was essen... alles bis auf das Essen kostenlos. Klingt nach einer guten Einrichtung.
Ich habe noch nie eines betreten. Sollte ich mal machen!


Nach der Neuen Ausspanne, wo ein Rennsteighaus steht, ging es zur "Alten Ausspanne". Schon wieder zwei Ausspannen!

Ich führ noch ca. 1,5 km weiter zu dieser Kreuzung.

Es sollte nur eine kurze Pause werden, aber ich blieb nahebei für die Nacht.
Der Wiederaufstieg von Zella-Mehlis hatte mich recht mitgenommen. Ich begrub also den Plan, noch bis ins 46km entfernte Hörshel zu fahren, sondern suchte mir einen Blick-geschützten Schlafpatz im Freien. Es war Freitag Abend, für Viele brach das Wochenende an. Da bin ich aus Erfahrung nicht gerne an leicht zugänglichen Orten, an denen Jugendliche gerne mal die Sau rauslassen.

Nachts um zwei wachte ich auf. Es war neblig, sehr windig und Tropfen fielen aus dem Nebel. Das verhieß nichts Gutes für die weitere Nachtruhe. Ich brach Lager und ging, das Rad schiebend, mit Rad-Licht und Stirnlampe nur ein paar Meter weit sehend zurück zur "Alten Ausspanne" Niemand war da. Ich bezog da Lager. Kein Feierwetter für Jugendliche!


Nebel, alles feucht, leichter Regen - Nebelreißen!

Ich brach Lager, zog das Regenzeug an und machte mich auf den Rückweg.




Oberhof bei Nebel.

Erst in Neustadt am Rennsteig hatte die Sonne wieder gewonnen. Ich war da Samstag Nachmittag, das Geschäft längst geschlossen. Die Kirche hatte keinen Friedhof, sonst immer eine sicher Quelle für Trinkwasser. Aber es gab eine Tankstelle mit Imbiss.

Außer Wurst- und Fleischwaren gab es nur Linsensuppe und Kartoffelsalat. Beide auch mit Fleischzulage. Die Paprika, Äpfel und Kiwis in der Auslage waren nur Plastik-Attrappen. Aber es gab Wasser. Ich kaufte zwei Literflaschen davon.


Dieser klassische Stolperstein ziert den Weg nicht weit von der Hütte, wo ich den ersten Tag geschlafen hatte.

Christian hatte mich schon gestern dazu überreden wollen, heute nicht zurück, sondern nach Hörschel zu fahren und dann mit dem Zug zurück. Er hatte eigenen Pläne.

Also fuhr ich weiter. Trotzdem ich erst gestern da lang gekommen war, teils auf anderen Wegen, teils Neues entdeckend.
Bis ich es mich versah, war ich wieder auf dem bekannten Rennsteigabschnitt von Steinheid nach Neuhaus. Diesmal war er besonders steil. Ein Glück, dass es ab Neuhaus bis zum Lichthügel praktisch nur bergab geht.


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zuletzt bearbeitet 03.09.2024 09:00 | Top

RE: Dies und das für jeden was

#356 von petias , 03.09.2024 09:16

Zitat von petias im Beitrag #355
Der Name "Ausspanne" hat nichts mit Ausspannen im Sinne von Erholung zu tun. Da geht es um das Ausspannen von Pferden, aber dazu später mehr.


Ich schulde euch noch ein paar Worte zum Thema "Ausspanne".
Als "Ausspanne" wird ein Pferdestation bezeichnet, bei der man die Pferde versorgen konnte, sie tränken, füttern, Pferde wechseln.
Das mag sich so entwickelt haben:
Der Anfang, denke ich, war -
Moment, ich muss etwas weiter ausholen.

Der Rennsteig war eine Handelsstraße, die auf dem Höhenrücken des Thüringer Waldes entlang führte. Man konnte so ohne allzu große Höhenunterscheide durch weite Teile des Landes mit Pferdefuhrwerken Waren transportieren. Aber auf diesen Höhenrücken wohnten nicht viele Leute. Größere Zentren wie Eisfeld, Suhl, Zella, Mehlis, Meiningen lagen sehr viel tiefer. Trotzdem lohnte es sich - vermutlich mangels geeigneter Straßen, die zu transportierenden Waren von den Zentren hinauf zum Rennsteig zu schaffen, und andere herunter in die Zentren.

Hinunter half eine Bremse. Ein manchmal eisenbewehrter Holzkeil wurde - manchmal mit Kurbel - gegen das hölzerne mit eisernem Reifen bewehrte Wagenrad gedrückt und schützte so die Pferde davor, überrannt zu werden.

Hinauf aber brauchte es mehr Horse Power (Pferdestärken). Es wurden Rösser zusätzlich zu den normalen Zugpferden an die Wagen gespannt. War man dann oben auf der Handelsstraße, wurden die zusätzlichen Pferde wieder ausgespannt, versorgt und für ihren nächsten Einsatz wieder zurück nach unten geführt.
Deshalb, denke ich, heißen die Ausspannen so und nicht Aus- und An-Spannen oder Umspannen. Nach und nach haben sich die Einrichtungen dann zu allgemeinen Pferdestationen entwickelt.

Ich wünsche einen schönen Tag! Und ruhig mal Ausspannen!


petias  
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